Mit Katapult ein Correctiv gegen Rechtsextremismus

von Gerald Ullrich


Zugegeben, der Titel ist um des Effektes Willen ein bisschen geschummelt. Er müsste korrekt lauten: Mit Katapult und CORRECTIV gegen Rechtsextremismus. 

Sie kennen Katapult und Correctiv nicht?

Katapult ist eine 2015 in Greifswald gegründete Gruppe junger Politikwissenschaftler und Journalisten, deren „Markenkern“ es ist, sozialwissenschaftliche Fakten akribisch und fantasievoll grafisch aufzubereiten. Und Correktiv ist ein 2014 gegründetes, spendenfinanziertes, gemeinnütziges Recherchezentrum, das sich investigativem Journalismus zur Stärkung der Demokratie verschrieben hat. Daneben betreibt es eine große Abteilung Faktencheck und ist an zahlreichen national und international beachteten Projekten und Enthüllungen maßgeblich beteiligt gewesen. 

Wenn sich Spezialisten für Recherche zusammentun mit Spezialisten für grafische Aufbereitung komplexer Inhalte, dann kann eigentlich nur ein knallbuntes, inhaltsschwangeres, dabei leicht zu rezipierendes Buch dabei herauskommen. Bei dem Buch „100 Karten über Rechtsextremismus“, um das es hier geht, ist das auch genau der Fall. 

Im Newsletter von CORRECTIV, den ich als Unterstützer dieser Journalistengruppe regelmäßig erhalte, hatte dessen Chefredakteur Justus von Daniels am 12. Oktober über das gerade erschienene Buch bereits angemerkt, dass sie bei dessen Entstehen „unglaublich viel dazugelernt“ hätten, und dass das Buch nach seinem Dafürhalten das Zeug habe, ein „Standardwerk“ zur Demokratie zu werden. Weil es „im besten Sinne aufklärt. Auch, weil es aufgrund seiner Zugänglichkeit alle Generationen und alle Teile der Gesellschaft ansprechen kann und soll“. Dabei räumt von Daniels mit Recht ein, dass die Leser „Manches schon kennen“ werden, aber von manchem anderen auch überrascht sein werden. Dem ist nicht viel hinzuzufügen. 

Das Buch ist unter dem Weihnachtsbaum vielleicht nicht ideal platziert, aber man wünscht dem Buch und seinen Machern einen finanzstarken Mäzen, der dafür sorgen würde, dass es in allen Schulbibliotheken in mehreren Exemplaren vorhanden wäre. Denn ohne Frage ist die durch Katapult beigesteuerte grafische Aufbereitung der Inhalte etwas, dass insbesondere junge Leute sofort sehr ansprechen wird. Aber auch für ältere Semester wie mich, die zudem über das Dritte Reich und den Rechtsextremismus bereits meinen, hinlänglich informiert zu sein, enthält die eine oder andere der 100 Karten etwas, was dann doch neu und interessant gewesen ist. 

Zum Schluss noch ein Hinweis auf die Inhalte: die 100 Karten haben in unterschiedlichen Variationen mit dem Thema Rechtsextremismus/Nationalsozialismus zu tun, behandeln etwa die Anzahl und landesweite Verteilung von rechtsextrem Gewalttaten der letzten 34 Jahre ebenso wie historische Fakten (z.B. die Zusammensetzung des Reichstags von 1928 bis 1938), oder auch die Frage, wie rechtsextrem die AFD eigentlich ist. Dafür lassen sie deren Parteimitglieder sprechen. Herauskommt dann eine krasse Sammlung von Zitaten, die die Frage anschaulich beantwortet.

Dem Buch ist eine breite Aufnahme zu wünschen.

100 Karten über Rechtsextremismus
CORRECTIV Verlag und Katapult-Verlag GmbH, 2024, 192 Seiten, Hardcover, 26 Euro, ISBN: 978-3-948923-89-1

Gerald Ullrich, Jahrgang 1959, seit 2005 mit seiner Frau in Schwerin lebend, eher natur- als kulturbegeistert, aber wenn es um Politik und Gesellschaft geht, ist sein Interesse zumeist groß. Als Psychotherapeut gilt seine berufliche Aufmerksamkeit allerdings dem Einzelnen.

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