Gajek stellt seine neue Musik im Kunstverein Schwerin vor
von Ttil Rohgalf
Kurz und intensiv präsentierte der Elektronikmusiker Matti Gajek gestern Abend im Schweriner E-Werk sein neuestes Album. Anfang April erschien „Cutting Together Apart”. Darin setzt er sich, wie auch in den bereits erschienenen Alben, mit kulturellen Brüchen und persönlichen Erinnerungen aus der Wendezeit und den Nachwendejahren auseinander. Er verarbeitet die Detonation einer russischen Munitionsfabrik in der Nähe Schwerins am Tag seiner Geburt und ebenso den Gabber-Sound aus seinem Kinderzimmer oder die Haubentaucher auf den Seen seiner Heimatstadt, die ihre Menschenscheu nach der Wiedervereinigung abgelegt hatten.

Am Samstagabend stand Gajek mit seiner Gitarre am Mikrofon und die Trockeneismaschine arbeitete fleißig. Effekte erzeugte er über Fußpedale und sein MacBook begleitete ausgewählte Tracks seines neuen Albums. Mit dieser Ausstattung produzierte er intensive Klanglandschaften. Die Gitarre schickte er dabei durch diverse Reverbs und Delays, so dass sie mit den noiselastigen Elektrosounds zu einem verqueren Klangteppich verschmolzen. Mal bespielte er sein Saiteninstrument eher taktil und produzierte kratzige Geräusche, dann ertönten dissoziierte Funkbass-Fetzen und mal erhoben sich aus der Reverb-Wand melancholische Melodien.
Gajeks Tracks sind oft repetitiv und bauen sich um ein Thema auf. Sie entfalten eine schon fast meditative Wirkung. In einigen Momenten ergeben Gajeks Soundquellen auf wundersame Weise beinahe eingängige Songstrukturen mit erkennbarem Post-Rock-Vibe, die auftauchen, um kurze Zeit später wieder im Effektmeer zu verschwinden. Matti Gajek entwickelt auf seinem neuen Album einen ganz persönlichen Sound. Dieser klingt nicht nur live, sondern auch als Studioversion ungeschliffen und direkt.



Der 1984 in Schwerin geboren und aufgewachsene „Gajek”, so sein Künstlername, ging nach dem Fachabitur Kunst nach Berlin. Dort war er Meisterschüler an der Universität der Künste. Ausführliche Begleittexte zum neusten Werk stellen eine Vielzahl biographischer Referenzen her. Neben seinen Veröffentlichungen auf dem renommierten Label Monkeytown Music hat er die Musik für mehrere Film- und Theaterproduktionen geschaffen. Musikalisch durchwandert Gajek die vielgesichtigen Pfade experimenteller, elektroakustischer Musik, die durch dezenten, oft stark verfremdeten Stimmeinsatz bereichert wird.
Gajek begeisterte das zahlreich erschienene Publikum. Leider verließ der Musiker bereits nach, wenn auch sehr kurzweiligen, wenig mehr als 30 Minuten die Bühne. Ein spannendes Konzert war zu Ende, zeigte aber auch das große Interesse an elektroakustischer und experimenteller Musik. Für den Kunstverein Schwerin ein erfolgreicher Abend und vielleicht ein Anstoß, das Angebot innovativer Musik fortzusetzen.
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