„Der Fluss 2025“ – ein Herbert-Hundrich-Projekt

von Peter Scherrer

Mit Gemälden, Installationen und einer Live-Performance beteiligt sich Herbert Hundrich an der 35. Jahresausstellung Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern. Der Ausstellungsort ist die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Rostock. Für Herbert Hundrich ein Ort, an dem er sehr persönlich darauf aufmerksam machen will, dass sich Gewalt wie ein Fluss durch die menschliche Geschichte zieht. Kuratiert wurde die Ausstellung durch die brasilianische Kunsthistorikerin Tereza de Arruda.

„Wie kann die Gesellschaft die Kräfte überwinden, die uns immer wieder zu spalten versuchen“, fragt der in Pampin lebende Künstler.

Hier der Podcast mit Herbert Hundrich im Kulturkompass:

Er hat seinen Beitrag in drei Kapitel unterteilt. Die Gemälde im ersten Teil nennt er ein „Mosaik der Zerstörung“. Als Herbert Hundrich die Bilder schuf, fühlte er sich als ein „Chronist der Gewalt“. Ein brennendes Haus, eine helfende Hand, ein brennendes Bett. Gemalte Zerstörung. Der Künstler sieht in ihnen Fragmente von Gewalt und Schmerz, von Kräften, die aus verschiedenen Richtungen kommen, scheinbar unverbunden und doch mit einem gemeinsamen Ziel: Menschlichkeit und Demokratie zu zerstören.

Das zweite Kapitel zeigt Rettungsdecken, die Hilfe und Schutz symbolisieren. Sie erinnern aber auch an die Verletzlichkeit des Lebens. Ihr goldener Glanz weckt Hoffnung und lenkt den Blick auf eine zentrale Frage: Was hält Menschen zusammen? Für Herbert Hundrich ist der Kreis ein Symbol des Unendlichen, das den Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt darstellt. Gleichzeitig, so der Künstler, zeige das Rund, wie zerbrechlich menschliche Verbundenheit ist, die es deshalb zu schützen gelte.

Im Kapitel 3 geht es Herbert Hundrich um seinen persönlichen „Weg durch Schmerz und Hoffnung“. Er arbeitet hier mit einer Klang-Live-Performance der Konzeptkünstlerin Lydia Klammer. Die Musik kommt vom Jazz-Musiker, Klarinettisten und Komponisten Theo Jörgensmann. Für Herbert Hundrich ist der „Fluss“ aus Rettungsdecken ein Sinnbild für den Kreislauf der Menschlichkeit. Nach seinem ersten Besuch in der Dokumentations- und Gedenkstätte der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt verwandelte sich für ihn der Fluss in einen Leidensweg, in die „Via Dolorosa“.

Für Herbert Hundrich ist diese Ausstellung ein Spiegel von persönlich Erlebtem. Er versucht von Gewalt betroffenen Menschen eine Stimme zu geben. „Diese Ausstellung ist meine Antwort auf die Frage, wie wir Zerstörung und Spaltung begegnen können. In einer Zeit, in der autoritäre Strukturen wieder lauter werden und Menschlichkeit immer wieder infrage gestellt wird, möchte ich nicht schweigen. Kunst ist für mich auch Widerstand. Sie gibt uns eine Stimme, wenn Worte versagen.“

“Der Fluss“ – die Live-Performance ist zu erleben am 21. Februar 2025 um 17.00 Uhr in der Dokumentations- und Gedenkstätte der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt (Grüner Weg 5, Rostock). Sie wird aufgezeichnet, und ist dann in der Ausstellung dauerhaft (bis zum 23. März) zu sehen.

Peter Scherrer, gelernter Metallfacharbeiter, Historiker, Gewerkschafter und Europäer, lebt in Schwerin. Er arbeitet als freier Journalist und seit November 2024 gibt er den Kulturkompass-MV heraus

Sie möchten uns zu dem Beitrag ihre Meinung sagen? Haben Vorschläge, Ideen oder Kritik? Hier ist dafür die richtige Adresse: info@kulturkompass-mv.de

Verwandte Beiträge