Reisedepeschen und Favoritenpresse

Unabhängige Verlage präsentieren sich in Lübeck.

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von Susanne Scherrer

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Wie schafft es ein kleiner unabhängiger Verlag sich am Markt zu behaupten? Darüber kann man sich am Wochenende in Lübeck auf der Messe „Die Buchmacher“ in der Petri-Kulturkirche informieren. 35 unabhängige Verlage präsentieren sich, sowohl am eigenen Stand als auch auf der Bühne. Natürlich wird auch vorgelesen:  Dabei ist am Sonntag um 13:00 Uhr die Lübeckerin Anette L. Dressler mit ihrem Debütroman: „Brockestrasse Beletage“, einer familiär inspirierten Flüchtlingsgeschichte aus der Nachkriegszeit, erschienen in der Münchener Stroux edition. Der Verlag wurde 2015 von Annette Stroux gegründet. Mittlerweile sind 30 Publikationen mit dem Schwerpunkt Erinnerungsliteratur und literarische Autobiographien erschienen.

Am Samstag um 14:00 Uhr liest Kristina von Soden von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, deren Arbeit durch das Meer und die Nähe zur See inspiriert wurde. Ihren Titel „Schreiben am Meer. Wo der Himmel größer ist“ hat der Berliner Transit Verlag herausgegeben, 1981 gegründet von Rainer Nitsche und Gudrun Fröba. Der Transit Verlag, vielfach prämiert, zählt heute zu den bekanntesten unabhängigen Verlagen.

Was sind eigentlich „unabhängige Verlage“ und wie grenzen sie sich von anderen Verlagen ab? Eine exakte Definition gibt es nicht. Die meisten Verleger*innen würden sagen: Ein unabhängiger Verlag gehört keinem der großen publizistischen Konzerne an – deren Namen wir hier nicht ausführen wollen. Unter deren Dächern sammeln sich mittlerweile viele ehemals unabhängige Verlage. Als weiteres Merkmal wird der Umsatz genannt: Weniger als fünf Millionen Euro im Jahr könnte eine Schallgrenze sein. Wichtigstes Kriterium ist jedoch, dass bei einem unabhängigen Verlag der Verleger oder die Verlegerin gleichzeitig die Inhaber*in  ist, über das Verlagsprogramm selbst entscheidet – und dies auf eigenes finanzielles Risiko. Damit ein kleiner Verlag sich gegen die Giganten der Branche behaupten kann, braucht er ein ganz spezielles Profil. 

Die Kurt Wolff Stiftung versteht sich als Interessenvertretung der kleineren unabhängigen Verlage. Die Stiftung veröffentlicht in jedem Jahr zur Frankfurter Buchmesse den Katalog „Es geht um das Buch.“ Aktuell zeigen darin 109 unabhängige Verlage sich und ihre Programme. Seit 2013 will der „Indiebookday“ die Arbeit der unabhängigen Verlage mit Mitlese-Aktionen  pushen und hat mittlerweile außerhalb Deutschlands viele Nachahmer gefunden. 

Wer jetzt nicht nach Lübeck zur Buchmacher-Messe fahren kann, dem sei die Sonderfolge des NDR Literatur-Podcast eat.read.sleep zu unabhängigen Verlagen besonders empfohlen. Hier kann man bei eat.read.sleep reinhören.

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Susanne Scherrer, studierte Dipl.Pol., forscht zur Familie Mendelssohn, übersetzt aus dem Ungarischen, vermittelt und unterstützt Literatur, Konzert- und Kunstevents. Lebt in Schwerin.

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