von Peter Scherrer
Im Juni 1984 gründete sich in Schwerin das Ensemble „Musica Instrumentalis“. Die von der Barockmusik begeisterten Musiker*innen können auf zahlreiche Konzerte, Gastspiele und Musikaufnahmen in den vergangenen vier Dekaden zurückblicken. Mit ihrer Interpretation von Mecklenburger Musik auf historischen Instrumenten haben sie Schweriner Musikgeschichte geschrieben. Stefan Fischer, Geiger an der Mecklenburgischen Staatskapelle in Schwerin, ist einer der Gründungsmitglieder und gilt als „spiritus rector“ des Ensembles.
Der Violinist Stefan Fischer – ein Schweriner Musikerleben
Stefan Fischer, in Dresden geboren, wuchs als eines von sechs Kindern in einer Kantorenfamilie auf. Beide, Mutter wie Vater hatten sich der Kirchenmusik verschrieben. In den siebziger Jahren der DDR gab ein Kantor auch Religionsunterricht und bereitete auf die Konfirmation vor. Liederabende und Oratorien standen auf der Tagesordnung, ständig wurde Musik aufgeführt. Der Vater wuchs im Kurort Bad Schandau auf und bekam später eine Kantorenstelle im deutlich größeren Burgstädt. 1981 siedelten die Eltern nach Magdeburg um. Auch hier wirkten Vater wie Mutter als Kantoren in Kirchengemeinden der industriell geprägten Großstadt.
Die Eltern legten Wert auf musikalische Erziehung der Kinder. So bekam der Sohn Stefan schon mit fünf Jahren seinen ersten Violinenunterricht. Sofort war die Leidenschaft für Saiten und Bogen entfacht! Sein Geigenstudium an der Leipziger Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ schloss Stefan Fischer 1982 mit dem Staatsexamen ab. Der frisch diplomierte Fischer fand bei den Schweriner Philharmonikern seine erste Anstellung, und er zog in den Norden der Republik.
Schon beim Geigenstudium in Leipzig widmete sich der Liebhaber von Barockmusik der historischen Aufführungspraxis. In Schwerin angekommen, fand Stefan Fischer schnell Gleichgesinnte, darunter auch ehemalige Kommilitonen aus Sachsen. Wie Fischer, so widmeten auch sie sich der Pflege und Entdeckung alter Musik. Es dauerte nicht lange, da gründeten sie mit dem frisch zugezogenen Violinisten, ihrem „spiritus rector“, das Orchester „Musica Instrumentalis Schwerin“. Später folgte das Mecklenburgische Barockorchester „Herzogliche Hofkapelle“.
Zahlreiche Konzerte und Rundfunkaufnahmen machten das Ensemble für mecklenburgische Musik weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Viele öffentliche Auftritte führten dazu, dass sich der Begriff der „Ludwigsluster Klassik“ etablierte. Das Besondere am künstlerischen Schaffen von Stefan Fischer ist, dass er fast ausschließlich originale Quellen, also Handschriften und Erstdrucke, nutzt. „Die Bestände der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern sind bis heute eine riesige Schatztruhe, in der es noch sehr, sehr viel zu entdecken gibt“, so der Musikforscher. Eine ganz wichtige Lehre hat der erfahrene Forscher aus seiner langen Praxis im Umgang mit Archivalien gezogen: Gedruckte Noten sollte man solange skeptisch betrachten, bis man das Original gesehen hat. „Überraschungen, was Original und Nachdruck angeht, gab es sowohl in kleinen städtischen Archiven, als auch in wirklich großen, renommierten Bibliotheken“, ist die Erfahrung des Experten für alte Musik.